Baugeschichte der Gemeinde St. Elisabeth

Die Vorgeschichte

Am 1. Januar 1888, dem Fest des 50-jährigen Priesterjubiläums des Papstes Leo XIII., also lange vor der Gründung des Seelsorgebezirks Schonnebeck, gründet sich der St.-Leo-Kirchbauverein. Lt. Chronik ergibt sich bei dieser Versammlung ein Überschuss von 75 Pfennig. Bei der ersten Versammlung der Hauptinteressenten werden 6,25 Mark gesammelt - auch für die damalige Zeit nicht gerade ein ermutigendes Ergebnis. Der damalige Pfarrer der Gemeinde St. Nikolaus, Stoppenberg, zu der Schonnebeck gehört, verweigert dem Verein seine Unterstützung.

1895 wird die Angelegenheit durch den Vorstand des Kirchbauvereins dem Herrn Generalvikar vorgetragen. Bis zu diesem Zeitpunkt sind immerhin schon ca. 7.000 Mark gesammelt. Um diese Zeit wohnen in Schonnebeck etwa 2.900 Katholiken.

Im April 1897 beauftragt Pfarrer Hickens den Baumeister Busch, Neuß, mit der Planung einer Kirche auf einem Grundstück am Steinmannshof. Die geplante Kirche erscheint aber viel zu klein und der Bauplatz ungeeignet. Damit zerschlägt sich dieser Plan.

 

Rektorat und Notkirche

Im Jahre 1898 - die katholische Bevölkerung ist auf 3.300 Seelen angewachsen - baut Herr H. Lindemann an der Ecke Schul- u. Wilhelmstraße (heute Matthias-Erzberger- und Langemarckstraße) „ein geräumiges Haus zur Einrichtung einer Wirtschaft" (Chronik).

Während des Rohbaus wird auf Veranlassung des Kirchbauvereins der Plan dahingehend geändert, dass in dem Gebäude eine Notkirche untergebracht werden kann.

Im gleichen Jahr wird der Seelsorgebezirk Schonnebeck gegründet und Herr Kaplan Becher aus Mettmann zu dessen Rektor ernannt.

Die Notkirche wird dann am 19. März 1899 durch Dechant Beißem, Steele, mit einem ersten Gottesdienst eingeweiht. Im gleichen Jahr kann eine gebrauchte Orgel angeschafft und ein Kreuzweg „eingesegnet" werden.

Im nächsten Jahr, am 1. März 1900, wird ein Antrag auf „Errichtung einer Kapellengemeinde" gestellt; der Kirchenvorstand Stoppenberg leitet diesen Antrag in der Sitzung vom 25.Mai 1900 an die erzbischöfliche Behörde Köln weiter.

 

Endlich Pfarrgemeinde

Am 19. Mai 1903, nachdem Kardinal Fischer im Oktober 1902 die Notkirche und Rektor Becher besucht hatte, wird die „Kapellengemeinde" zur selbständigen Pfarrgemeinde erhoben. Der bisherige Rektor Becher wird am 13. Juli zum Pfarrer ernannt. Damit kann die Gemeinde nun endlich selbständig Rechtsgeschäfte tätigen und damit an den Bau einer Kirche denken.

 

Kirche, Pfarrhaus, Vikarie

Auszug aus dem Protokoll der ersten Kirchenvorstandssitzung: „Der Vorsitzende wurde beauftragt, wegen eines Kirchbauplatzes mit Herrn Ophoff zu unterhandeln und dem Kirchenvorstand (im Folgenden KV genannt) darüber zu berichten". In einer weiteren Sitzung am 23. Dezember 1903 beschließt der KV weitere Angebote einzuholen. In dieser Sitzung liegen auch schon Skizzen des Baumeisters Busch, Neuß, für einen Kirchbau vor, die vom KV gebilligt und zur weiteren Planung freigegeben werden. Zur Finanzierung beschließt der KV in der gleichen Sitzung „....beim Gemeinderath eine Kopfsteuer von 1 Mark zu Gunsten der kath. Kirchengemeinde zu beantragen."


Im Mai 1904 kauft der KV ein Grundstück an der Mittelstraße (heute Huestraße), das ungefähr unserem heutigen Kirchengrundstück gegenüber liegt. Im Juli des Jahres wird nach den Plänen des Archtekten Schlösser, Neuß, der Bauantrag gestellt. Zur Finanzierung beschließt der KV neben der Aufnahme eines Darlehens „an den Herrn Oberpräsidenten den Antrag auf Bewilligung einer Hauskollekte bei den kath. Bewohnern der Rheinprovinz zu stellen".

 

Im Frühjahr 1905 erfährt der KV, dass das gekaufte Grundstück wegen „nicht genügender Bausicherheit" (durch Bergbaueinwirkung) verworfen werden muss. Darauf hin erwirbt die Kirchengemeinde das Grundstück gegenüber, das weitestgehend unserem heutigen Kirchengrundstück entspricht.

Die heutige Immelmannstraße (damals Louisenstraße) ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausgebaut. Gemeinsam mit dem Presbyterium der evangelischen Gemeinde stellt der KV „beim Gemeinderath" Antrag auf Befreiung von den Straßenausbaukosten; wenn es ums Geld geht, kann man also auch damals schon Ökumene praktizieren. Es hat aber wohl nicht viel geholfen, denn die Kirchengemeinde muss sich später verpflichten, den Betrag für den Straßenausbau zu hinterlegen.


Wahrscheinlich wegen der noch nicht ausgebauten Straße zieht sich das Baugenehmigungsverfahren recht lange hin. Nach eindringlichen Vorstellungen bei der Baupolizei wird dann endlich im Februar 1906 - mehr als 18 Monate nach Einreichen des Antrags - die Baugenehmigung auch ohne Straßenausbau erteilt.

Nun geht es recht zügig weiter.

Am 23. März 1906 beschließt der KV die Ausschreibung der Bauarbeiten durch Zeitungsanzeige.
Am 10. April werden die 24 eingegangenen Angebote dem Architekten zugesandt.

Am 18. April erhält die Firma Steinberg, Gelsenkirchen, den Auftrag für den Bau von Kirche, Pfarrhaus und Vikarie (Kaplanei) unter der Bedingung, dass die Handwerker aus der Gemeinde bei den Nebenarbeiten zu ihren jeweiligen Angebotspreisen berücksichtigt werden.

 

Pfarrhaus um 1937
Pfarrhaus um 1937

 

Am 29 Juli wird der Grundstein zu unserer Pfarrkirche St. Elisabeth, Schonnebeck gelegt - ein denkwürdiger Tag für die junge Gemeinde.

Gegen die Bauauflage, eine Abortanlage an der Kirche anzulegen, legt der KV Widerspruch ein: "Der Vorsitzende wird beauftragt, beim Bürgermeisteramt zu beantragen, 1. dass von der Forderung der Baupolizei, einen Abort an der Kirche anzulegen, abgestanden wird. 2. Die Bauabnahmegebühren niedergeschlagen werden."

Noch während er Bauzeit beschließt der KV den Bau eine zweiten Vikarie (späteres Schwesternhaus).

 

Am 15. September 1907 - knapp 14 Monate nach der Grundsteinlegung - kann die neue Kirche durch Dechant Beißem eingeweiht werden, - für die Gemeinde sicher ein Grund zum Feiern! Seit der Gründung des Kirchbauvereins sind fast 20 Jahre vergangen; nun ist dieses Ziel endlich erreicht!

Viele werden sich fragen: Warum Einweihung der Kirche durch den Dechanten? Warum nicht eine „richtige" Kirchweihe durch den Bischof?

Nun, es ist zwar nirgendwo nachzulesen, aber am Grundriss und an der Bauweise unserer Kirche ist unschwer zu sehen, dass diese ursprünglich ein Joch länger geplant ist. Das Kirchenschiff ist gegenüber dem Chorraum zu kurz, und die Sandsteinsäulen in der Giebelwand lassen erkennen, dass die Bogenreihe hier fortgesetzt werden sollte. Wir können also davon ausgehen, dass die Kirche zu diesem Zeitpunkt als unfertig angesehen wird und deshalb die feierliche Kirchweihe unterbleibt.

 

Nun ist die Kirche zwar eingeweiht, aber die Louisenstraße ist noch immer nicht ausgebaut. Der KV bittet den Bürgermeister Meyer „....nochmals um beschleunigten Ausbau der Louisenstraße..." Auch ist der Kirchplatz noch nicht ordnungsgemäß hergerichtet. Im Protokoll vom 7. Februar 1908 wird hierfür zu ersten Mal eine „Kommission" (wir würden Bauausschuss sagen) erwähnt.

 

Natürlich ist auch die Einrichtung der Kirche nicht von vornherein vollständig. So wird der Marienaltar des Künstlers Müller, Saulgau, am 20. Mai 1909 gesegnet. Am 13. Dezember 1913 werden zwei Herren des KV „Zur Bestellung des St.-Josephs-Altars... abgeordnet". Der Kreuzweg des Malers Brey, Geldern, wird der Gemeinde im Jahr 1915 von Frau Droste geschenkt.

 

Baufehler gibt es nicht erst in unserer Zeit: Schon 1911, also wenige Jahre nach Fertigstellung, müssen die Süd- und Westfassaden von Pfarrhaus und Vikarien wegen Feuchtigkeitsschäden in den Häusern verputzt werden.

Ende des Jahres 1914, inzwischen herrscht Krieg, liegt die Schlußrechnung für die Bauvorhaben in Höhe von 208.508,01 Mark vor und wird vom KV anerkannt. Es verbleibt eine Restschuld von 9.346,89 Mark.

1915 wird der Kirchplatz „von der Treppe aus bis zu den drei Türen" gepflastert. Wie der Platz bis dahin aussah, entzieht sich unserer Kenntnis.
Der Krieg fordert seinen Tribut. Zitat aus dem KV-Protkoll vom 9. März 1917: „Der Vorsitzende gibt Kenntnis von der Ablieferung von 27 Orgelpfeifen (18,50 kg) an die Heeresverwaltung." In der gleichen Sitzung beschließt der KV die Anschaffung einer neuen Orgel, wobei die Kirchenkasse nicht belastet werden soll. Am Ostersonntag 1919 - der Krieg ist inzwischen vorbei - kann die neue Orgel zum ersten Mal erklingen.

 

 

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