Katholische Arbeiternehmerbewegung St. Elisabeth

Vorsitzender:
Günter Redweik
Gareisstr. 47
45309 Essen
Tel.: (0201) 29 26 69
 
Gäste beim Festakt zum 100-jährigen Bestehen: v.l. MdB Norbert Königshofen, Vorsitzender Günter Redweik und Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Reininger
Gäste beim Festakt zum 100-jährigen Bestehen: v.l. MdB Norbert Königshofen, Vorsitzender Günter Redweik und Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Reininger

Am 20. Juli 1907, vier Jahre nach Gründung der jungen Gemeinde St. Elisabeth und drei Jahre nach Gründung des "Westdeutschen Verbandes katholischer Arbeiter-, Arbeiterinnen- und Knappenvereine" - der damaligen regionalen Dachorganisation der KAB - wurde der Arbeiterverein St. Elisabeth, Essen-Schonnebeck, gegründet. Anfang des Jahrhunderts stieg die Bevölkerung und hauptsächlich der Arbeiteranteil bedingt durch Kohle und Stahl drastisch an, so daß durch die KAB hier den christlichen Arbeitern vor Ort eine Möglichkeit geboten wurde, sich zu versammeln. Gleich 120 Männer der Pfarre wurden Mitglieder. Die Gründungsversammlung fand im Lokal Ernst Mölken (später Haus Timpe, heute Restaurant Medaillon in der Matthias-Erzberger-Straße) statt. Das Gründungslokal sollte den Verein noch bis in die siebziger Jahre begleiten. Im laufe eines Jahrhunderts sämtliche Vorstandsmitglieder aufzuzählen würde den Rahmen sprengen. Der erste Vorstand sei hier jedoch namentlich erwähnt:

 

Hermann Symne (1.Vorsitzender)

Johann Kempgen (Kassierer)

Hermann Hohmann (Schriftführer) und

Präses Kaplan Cordewener.

 

Die Vereinsarbeit stand weitgehend unter dem Einfluß der ersten Sozialenzyklika "rerum novarum" durch Papst Leo XIII. Die wichtigsten Inhalte waren:

 

- Recht auf Privateigentum
- Eigentumsbildung in Arbeiterhand
- Schutz der Familie
- Schutz für die sozial Schwachen
- Lohngerechtigkeit und Koalitionsfreiheit

Dank der Aktualität dieser Themen nahm die Mitgliederzahl rapide zu.
Unter der geistlichen Leitung des Kaplan Flatten wurde im Jahr 1926 die Siedlergemein-schaft "Eigene Tat" ins Leben gerufen. Bereits im Schatten der sich anbahnenden Machtüber-nahme durch die Nationalsozialisten erlebte der Verein noch einmal einen Höhepunkt unter Präses Mauen, als beim 71. Katholikentag 1932 die KAB mit insgesamt 20.000 Mitgliedern auf dem Burgplatz zum Trotz der immer stärker werdenden neuen Herrscher aufmarschierte. Einer der Hauptredner war Nikolaus Groß. Wenngleich die KAB während des Naziregimes verboten wurde, blieben viele im Herzen ihrer Überzeugung treu. So war es denn auch nicht verwunderlich, dass bereits im Juni 1946 die Vereinsarbeit wieder unter Pfarrer Rothäuser aufgenommen wurde. Am 11. August 1946 fand eine große Kundgebung im Lokal Timpe statt. Am 19. März 1947 wurde eine weitere neue Siedlergemeinschaft unter der geistlichen Leitung des Präses Zenses gegründet, die katholische Familienhilfe Essen-Schonnebeck. In den folgenden Jahren erreichte der Verein eine Stärke von über 250 Mitgliedern. Der Strukturwandel in unserer Region wurde eingeleitet. Die sozialen Fragen, die mit diesem Prozeß verbunden waren, waren die größten Aufgaben der KAB, die es zu bewältigen galt. Der Verein achtete zu allen Zeiten darauf, dass die Mitglieder in politischen Vereinigungen und Arbeitnehmerräten vertreten waren und dort ihren Einfluß geltend machen konnten.

Solidarität aber auch für andere, ärmere Länder bekunden, war und ist bis jetzt das Motto der KAB. Wir sammeln und spenden jährlich für das Weltnotwerk. Die Probleme der Arbeitnehmer wurden nicht leichter, dennoch ebbte die Zahl der Mitglieder mit den Jahren immer mehr ab. Möglicherweise sind die Medien ein Grund dafür, daß sich die Arbeitnehmer hieraus aktuell informieren können. Sicherlich ist auch das gestiegene Freizeitbedürfnis und der Wunsch möglichst unabhängig seinen Feierabend genießen zu wollen, Grund für die sinkende Mitgliederzahl. Heute hat die KAB weniger als 100 Mit-glieder in St. Elisabeth. Lediglich bei den Adventsfeiern erfreuen wir uns noch eines großen Zulaufs. Ein dennoch erhebender Anlaß in der Geschichte der KAB war aber die Seligsprechung von Nikolaus Groß im Jahre 2001, der im Kampf um die Verteidigung der Freiheit und der Rechte sein Leben ließ. Die KAB musste genauso wie die anderen Vereine in unserer Gemeinde auf äußere Einflüsse und Veränderungen reagieren. Bedingt durch die schwindende Mitgliederzahl treffen wir uns nun häufiger mit der Kolpingsfamilie. Zusammen diskutieren wir einmal im Monat im Pfarrheim über religiöse und gesellschaftliche Fragen. In einer Zeit der Wertewandel, in der Begriffe wie Ehe und Familie neu definiert werden sollen, in einer Zeit, in der die Arbeitsprozesse den Menschen zunehmend zwingen, sich dem Diktat der Maschinen und der Technik zu beugen und dies bei einer hohen Arbeitslosenrate. In dieser Zeit wollen wir versuchen, uns auf die Werte der katholischen Soziallehre zu besinnen, dabei ist die Satzung, der wir uns verpflichtet haben, so aktuell wie eh und je, "In unserer Situation geht es um die Erneuerung der gesellschaftlichen Ordnung. Es muß eine politische, soziale und wirtschaftliche Ordnung geschaffen werden, die immer mehr im Dienst des Menschen steht. Sie muß dem einzelnen wie den Gruppen dazu helfen, die ihnen eigene Würde und Eigenständigkeit zu behaupten und zu entfalten." Hier bietet die KAB, wie selbstverständlich auch alle anderen Vereine und Gruppierungen, den Gemeindemitgliedern eine weitere Möglichkeit, Gemeinde zu erleben.

 

Allen Mitgliedern, ehemaligen und jetzigen, sei daher Dank gesagt für ihre Treue und ihren Einsatz in schweren, wie auch in guten Zeiten. In der Hoffnung, daß es auch zukünftig Menschen in unserer Gemeinde geben wird, die sich für die Belange anderer, schwächerer, einsetzen, für Frieden und Freiheit einstehen und damit unseren Kindern eine lebenswerte und hoffentlich gerechte Zukunft ermöglichen.

 

Gott segne die christliche Arbeit.